Ich gebe es offen zu: Veränderungen sind mir unangenehm. Auch damals, als ich am 6. Februar 2018 die Anmeldung zum Gewerbe als Berufsfotografin unterschrieb, bereitete mir dieser Schritt Bauchschmerzen. Das Gewohnheitstier in mir wehrte sich mit Zweifel und Ängsten vehement gegen den Schritt in die Selbstständigkeit.
Aber hier stehe ich nun, fünf Jahre später, überglücklich, diesen Weg damals eingeschlagen zu haben. Fünf Jahre voll mit wertvollen Erfahrungen, Höhen und Tiefen, neuen netten Bekanntschaften und zahlreichen unvergesslichen Momenten. Und wisst ihr, was daran absurd ist? Die besagten Momente waren allesamt Neuland für mich – und das, obwohl ich Veränderungen nicht mag.
Heute möchte ich jene Augenblicke mit euch teilen. Vielleicht kann ich die ein oder andere Person dazu ermutigen, ebenfalls Neues zu wagen und nicht immer auf das innere Gewohnheitstier zu hören.
Meine erste Rechnung
Ich kann mich noch genau an das komische Gefühl erinnern, als ich für etwas, das ich liebend gern gemacht habe, eine Rechnung ausstellen durfte bzw. musste. Da ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, konnte ich lange nicht begreifen, dass ich nun für meine Leistungen Geld verlangen konnte.
Das komische Gefühl hat sich im Laufe der Zeit gelegt. Der Stolz, der mich nach einem abgeschlossenen Auftrag und der einhergehenden Rechnungsstellung erfüllt, ist aber nach wie vor vorhanden.
Meine erste Vollformat-Kamera
Hobby- und Berufsfotografen (vor dem Zeitalter der Systemkameras) wissen, was der Schritt von der APSC- zur Vollformat-Kamera bedeutet: Die Person meint es ernst! Endlich konnte ich mir die hochwertigen Objektive kaufen, mit denen ich seit Jahren liebäugelte.
Und ich schwöre es euch: Ich habe jeden einzelnen Cent dafür (und für den Rest meiner stetig wachsenden Ausrüstung) ausgegeben. Konnte ich mir etwas nicht leisten, so habe ich Geld dafür gespart. Fehlte mir für etwas das Know How, so habe ich zahlreiche Online-Beiträge und Videos konsumiert – bis ich es verstanden habe.
Ich wollte stetig wachsen und besser werden. Mit dem Kauf meiner ersten Vollformat-Kamera legte ich den Grundstein dafür.
Mein erster großer Firmenauftrag
Für kleinere Unternehmen zu fotografieren ist eine super Sache. Für große Firmen zu fotografieren ist jedoch ein anderes Level. Als mich der erste Großauftrag erreichte, war ich voller Vorfreude und Stolz. Okay, zugegeben, ein Teil in mir war sehr nervös und wollte sich am liebsten tagelang in einer Höhle verkriechen. Aber ich habe es geschafft und den Auftrag als Chance gesehen.
Denn im Endeffekt haben die überholten Zitate, die so manche Zimmerwände schmücken, Recht: “Erfahrung ist nicht, was einem Menschen widerfährt, sondern was man daraus macht.”, Aldous Huxley.
Mein erstes Fotostudio
Kunden von damals können sich bestimmt erinnern: Als “Fotostudio” musste früher die Hälfte meines Wohnzimmers dienen. In eine eigene Räumlichkeit zu investieren war mir einfach zu riskant, denn ich hatte ja keine Ahnung, was sich aus meiner Selbstständigkeit entwickeln würde.
Mittlerweile erfüllt mein Wohnzimmer wieder den ursprünglichen Zweck und ich habe meinem Fotostudio eine eigene Räumlichkeit mit zahlreichen Requisiten spendiert. Dort darf ich inzwischen Kunden aller Art von überall begrüßen, allen voran Neugeborene.
Meine erste Absage
Vielleicht denkst du dir jetzt “Hä, warum soll eine Absage ein ‘unvergesslicher’ Moment sein?”. Ganz einfach, mit erhöhter Bekanntheit steigt auch die Nachfrage. Als Einzelunternehmer sind einem jedoch irgendwann zeitlich und auch psychisch Grenzen gesetzt. Irgendwann musste ich also Nein sagen und eine Absage rückmelden. Für mich als geborene Ja-Sagerin die maximale Überwindung.
Nach meinem ersten “Nein” (und einen Schweißausbruch später) war ich doppelt stolz. Erstens, weil ich meine Grenzen respektiert und abgelehnt habe und zweitens, weil ich finanziell in der Lage war, Aufträge nicht anzunehmen.
Mit dem Spruch “Wer Nein zu anderen sagt, sagt Ja zu sich selbst” im Hinterkopf fällt es mir mittlerweile leicht, Nein zu sagen.
Worte zum Abschluss
Veränderungen können sich komisch anfühlen, sind aber nie richtig oder falsch. Sie führen uns entweder den einen oder den anderen Weg entlang. Wie steinig dieser sein wird, können wir erst sagen, wenn wir es ausprobieren. Und ja, Mut bzw. Offenheit zur Veränderung kann man trainieren. Probier’s gerne aus!