AUF BABYPAUSE AB JÄNNER 2024
Was mein Anfänger-Ich gerne gewusst hätte

Vor ungefähr 9 Jahren hielt ich zum ersten Mal eine Spiegelreflexkamera in der Hand. Seitdem habe ich mich der Fotografie verschieben. Doch mit dem Start meiner Foto-Karriere gingen auch einige Fehltritte und Learnings einher, über die ich schon damals gerne Bescheid gewusst hätte. Vielleicht gibt es Fotografie-AnfängerInnen unter meinen Leserinnen und Lesern, denen ich mit folgenden Zeilen ein paar Anregungen für den Start mitgeben kann.

Hab’ deinen eigenen Stil, sei anders

Als ich zum ersten Mal meine Fotos in Lightroom bearbeitete, hatte ich nur eins im Sinne: Ich will, dass meine Fotos so aussehen wie die von anderen Fotografen! Tagelang wurde an Reglern geschraubt, bis die BIlder so aussahen wie auf der Vorlage vor mir.
Für den Anfang mag das vielleicht eine gute Lösung sein, um ein Gefühl für die Nachbearbeitung zu erhalten, aber auf Dauer ist das definitiv keine Lösung.
Wie ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin?
Bei manchen Fotos habe ich mich gefragt, warum diese ähnlich aussehen, aber von verschiedenen Fotografen stammen. Dann erfuhr ich, dass viele Fotografen ihre Presets, also eine Bearbeitungs-Voreinstellung für Fotos, zum Verkauf anbieten. Das hat den Vorteil, dass man sich eventuell Zeit spart bei der Nachbearbeitung. Ein (meiner Meinung nach) großer Nachteil ist jedoch, dass die Fotos dann genauso aussehen wie die von allen anderen, die ebenfalls dieses Preset erworben haben. An diesem Punkt ist mir klar geworden, dass bei ausschließlicher Verwendung dieser Presets der eigene Stil völlig verloren geht. Den Fotos fehlt irgendwie die Handschrift des Fotografen.
Also habe ich mir die Mühe gemacht und für jedes Lichtverhältnis, jede Tageszeit und jede Umgebung eigene Presets zu entwerfen – die ausschließlich ich verwende und meine persönliche Note beinhalten. Ist doch viel schöner, wenn jeder Fotograf seinen eigenen Stil hat, oder?

Du darfst auch Nein sagen

Viele Menschen sind vor allem zu Beginn ihrer Selbstständigkeit davon überzeugt, dauernd zu allem Ja sagen zu müssen. Meine Person ist das beste Beispiel dafür: Sobald eine Anfrage eintrudelte, stellte ich mir kein einziges Mal die Frage, ob ich das überhaupt möchte. Ich hatte die Überzeugung, dass ich dazu verpflichtet wäre alles anzunehmen, da es ja mein Job wäre und ich davon leben müsse. Ziemlich komischer Gedankengang, was?
Irgendwann hatte ich bei gewissen Aufträgen von Anfang an Bauchschmerzen, ich konnte meiner Kreativität keinen freien Lauf lassen und war schlussendlich mit dem Ergebnis unzufrieden.
Ich fing an, buchstäblich auf mein Bauchgefühl zu hören und stellte mir die Fragen: Muss ich wirklich alles annehmen? Was, wenn dieser in mir verankerte Glaubenssatz, zu allem Ja sagen zu müssen, schlicht und einfach falsch ist? Was könnte schon schlimmes passieren, wenn ich mal ablehne?
Anschließend tastete ich mich vorsichtig an das Neinsagen an. Ich lehnte Aufträge ab, die nicht zu mir passten, ja ich verwies sogar Kunden, mit denen ich auf keinen gemeinsamen Nenner kam. Und siehe da: Weniger Bauchschmerzen und bessere Ergebnisse. Und vor allem: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere.

Vergeude keine Zeit mit der Nachbearbeitung

Welcher Anfänger kennt es nicht: Stundenlanges Aus- und Nachbessern in Photoshop. Zugegeben, der Zeitaufwand in Photoshop lässt sich zwar nicht ganz vermeiden, jedoch minimieren.
Wie? Indem man bereits während des Shootings möglichst sauber fotografiert. Das heißt: störende Elemente wie Äste gleich vor Ort wegräumen, Haarsträhnen direkt aus dem Gesicht geben, mit Reflektoren arbeiten um Augenringe oder Schatten zu vermeiden, uvm.

Gib deinen Arbeiten einen Wert

Hach ja, wenn ich an meine ersten “Preise” denke, dann kommt mir das Grausen. Klar, zu Beginn macht man das alles aus Spaß, aber irgendwann, spätestens wenn sich Kundentermine im Kalender anhäufen, sollte man den Wert seiner Fotografien und seiner eigenen Zeit überdenken.
Ich habe das, meiner Meinung nach, zu spät gemacht, weshalb einige Leute überrascht waren, warum meine Leistungen plötzlich etwas mehr kosteten. Hätte ich von Anfang an meinen Arbeiten höheren Wert geschenkt (bzw. zugetraut), hätte ich lange Gesichter vorbeugen und früh genug für einen klaren Standpunkt sorgen können.

Frage nach ehrlichem Feedback

Meine Freude war riesig, als ich meine ersten “echten” Kunden fotografieren durfte. Mit einer ordentlichen Portion Nervosität schickte ich die finalen Fotos durch. Ich wusste, dass sie bei weitem nicht perfekt waren, aber es kamen keinerlei Beschwerden zurück. “Cool, dann sind meine Arbeiten wohl doch nicht so scheiße.”, dachte ich mir. Generell war ich froh, dass keine negativen Rückmeldungen kamen und ich machte einfach mein Ding.
Doch irgendwann merke ich, dass ich auf der Stelle trat und einfach nicht besser wurde. Meine Vorgehensweise während des Shootings, die Nachbearbeitung und der Umgang mit den Kunden blieb gleich und stagnierte – was mir als Mensch, der sich prinzipiell gerne weiterentwickelt, ein gewaltiger Dorn im Auge war. Ich nahm also meine Arbeiten unter die Lupe und fragte mich, wo ich etwas besser machen konnte. Und was ist die beste Möglichkeit sich zu verbessern? Richtig, um ehrliches Feedback beten!
Anstatt die Fotos einfach zu übersenden und die Tür zu schließen, hielt ich sie noch eine Weile offen und fragte nach jedem Shooting gezielt nach unbeschönigtem Feedback. Natürlich ist es unangenehm, zu hören, was alles nicht so gut und verbesserungswürdig ist, aber nur so weiß man, an welchen Schrauben man drehen muss, um sein Tun zu optimieren.
Bis heute frage ich nach jedem Shooting nach einer Rückmeldung und ich muss ehrlich sagen, dieses Ritual hat meine Arbeiten und mich definitiv auf ein neues Level befördert!

Ich hoffe meine Learnings von damals konnten dir einen Stoß in die richtige Richtung geben und dir vor allem in deinen Anfängen weiterhelfen!