AUF BABYPAUSE AB JÄNNER 2024
Skurrile Geschichten aus der Fotobranche

Es ist Ende Oktober und wie wir alle wissen hat dies eins zu bedeuten: Halloween steht vor der Tür! Quasi der gruselige Part des Jahres. Aber wisst ihr was? Für Berufsfotografen ist ab und zu auch unter dem Jahr Halloween. Denn manche Geschichten, die das Leben als FotografIn schreibt, sind wahrlich schaurig. Manchmal ärgerlich, ab und zu witzig und hin und wieder einfach skurril.

Ich möchte meine Branche oder Kundenkontakte keinesfalls ins Lächerliche ziehen. Aber ich persönlich stelle mir, sollte mal ein Auftrag ohne mein Verschulden aus dem Ruder geraten, die Frage, ob es anderen Kolleginnen und Kollegen auch so geht. Und nicht selten stelle ich darauf hin mein Können in Frage.

Zu sehen, dass viele weitere Menschen hinter der Kamera skurrile Storys erleben, beruhigt das Gemüt. Zumindest meines. Also habe ich mir die Mühe gemacht und einige Fotografinnen und Fotografen um ihre schrägen Geschichten aus dem Arbeitsalltag ausgequetscht.

Die erste Story berichtete mir ein Kollege kürzlich:

“Wir müssen uns jetzt etwas überlegen, weil die ist hässlich.”

Ein relativ bekanntes Unternehmen ist auf mein Portfolio gestoßen und wollte daraufhin mit mir zusammenarbeiten. Da es sich um einen meiner ersten gut bezahlten Jobs mit einer namhaften Firma handelte, war meine Vorfreude riesig. Das Team war sehr nett, locker und lustig, weshalb ich mich gleich sehr wohl gefühlt habe.
Für das Shooting reiste extra ein Model aus einer anderen Stadt an. Ich persönlich fand die Dame super passend für den Job. Ich hätte mir zwar etwas mehr Diversität gewünscht, jedoch wurde meine Meinung bei der Auswahl des Models nicht berücksichtigt.
Nach einer halben Stunde machten wir alle eine kurze Pause und haben über die ersten Fotos betrachtet. Als das Model kurz den Raum verließ, fingen meine Auftraggeber plötzlich an, über ihr Aussehen zu sprechen. Sie erwähnten, dass ihr Erscheinungsbild nicht dem ihres Online-Portfolios entsprach und echauffierten sich in ihrer Abwesenheit über ihr Äußeres. Es fiel wortwörtlich die Aussage: “Wir müssen uns jetzt etwas überlegen, weil die ist hässlich.”
Sie baten mich tatsächlich darum, ihren Kopf auf den Aufnahmen abzuschneiden um nur ihre Hände mit den Produkten abzulichten.
Ich war in diesem Moment sehr geschockt und wusste nicht wirklich, was ich machen sollte. Leider habe ich damals einfach die Anweisungen des Unternehmens befolgt. Heute bereue ich es sehr, nicht eingeschritten zu sein. Mittlerweile würde ich ein derartiges Verhalten nicht mehr unterstützen. Ach ja, auch heute ist in ihrem Online-Auftritt von Diversität keine Spur zu sehen.

Hochzeiten können manchmal verrückt sein. Wie verrückt, teilt mittels folgender Geschichte eine Kollegin mit uns:

Der Brautvater und ich

Vor einigen Jahren durfte ich eine meiner ersten Hochzeiten fotografieren. Ich war zwar aufgeregt, freute mich aber sehr auf das Brautpaar, da dieses beim Vorgespräch sehr sympathisch war. An der Location angekommen lief alles wie am Schnürchen. Bis zu den Familienfotos. Der Brautvater hatte offensichtlich schon das ein oder andere Bier intus und ziemlich anstößige Witze mir gegenüber gemacht. Als ich mit den Familienfotos fertig war und mich auf den nächsten Programmpunkt vorbereiten wollte, lief er mir nach und ließ mich nicht aus den Augen. Dies ging sogar so weit, dass er mir viel zu nahe kam und irgendetwas unverständliches ins Ohr flüsterte. Trotz einer Abmahnung der Braut, blieb ihr Vater sehr aufdringlich. Ich war so unglaublich froh, als die Zeremonie begann und jeder seinen Platz einnehmen musste. Gott sei Dank wurde ich nur bis nach der Trauung gebucht. Ansonsten wäre ich verrückt geworden!

Story Nummer drei stammt ebenfalls von einer Kollegin. Aber lest selbst:

Das Gewinnspiel

Ich habe mal ein Fotoshooting verlost und die Resultate sind richtig cool geworden. Ein paar Tage später meldet sich die beste Freundin der Gewinnerin und fragte mich, ob sie auch so ein Shooting bei mir machen könnte. Ich stellte ihr ein Angebot, woraufhin das Mädel sehr verwirrt war. Sie fragte mich, warum sie das Shooting nicht auch umsonst bekommt, wenn doch ihre beste Freundin ebenfalls nichts zahlen musste. Außerdem hätte sie im Moment so wenig Geld. Obwohl ich ihr erklärte, dass es sich dabei um ein Gewinnspiel handelte und ich nicht jedes Fotoshooting verschenken könne, reagierte sie nur mit Unverständnis und war meiner Meinung nach sogar etwas sauer.
Auch ich war genervt von dieser Konversation und irgendwo froh, dass aus dem Shooting letztendlich nichts geworden ist.

An vorletzter Stelle meine Lieblingsstory:

Die Teichüberquerung

Eines Tages rief mich ein fremder Mann an und verwies auf ein Gespräch, das wir bereits vor einem Jahr geführt haben sollen. Ich teilte ihm mit, dass er sich offensichtlich täuschen muss und wir noch nie miteinander gesprochen haben. Das war ihm relativ egal, denn er startete gleich mit dem Auftrag: Der Herr und seine Frau haben einen Teich zuhause und lassen diesen in den nächsten Wochen ab. Die Dame will den leeren Teich anschließend mit ihren Gummistiefeln überqueren. Dies soll fotografisch festgehalten werden. Als ich fragte, warum dies dokumentiert werden soll, betonte er immer wieder, dass es sich dabei um keine gewöhnliche Überquerung handle, sondern um eine Wette – die Frau darf also nicht hinfallen. Außerdem soll sie maßgeschneiderte Gummistiefel aus Italien tragen. Dieses Detail wäre sehr wichtig. Ich war ehrlich gesagt etwas überfordert mit der Situation und nannte den Preis, den ich für gewöhnliche Shootings auch verlangte. So fand ich einen Ausgang aus diesem Gespräch. Wenn auch etwas verwirrt.

Und hier noch ein Schmankerl einer Kollegin zum Schluss:

Ein bearbeitetes Foto. Kostenlos.

Anfang 2020 erreichte mich eine Facebook-Nachricht von einer Dame, die mir ihr Leid klagte. Sie meinte, sie hätte letztes Jahr standesamtlich geheiratet und nachdem der Fotograf die Bilder übermittelte, wäre er untergetaucht. Ihr Mann und sie hätten also seit einem Jahr keine schön bearbeiteten Bilder. (Glaubt mir, auch ich verstehe den Zusammenhang nicht so ganz.)
Sie bat mich darum, eins von drei Bildern ganz nach meinen persönlichen Wünschen zu bearbeiten. Sollte es ihr gefallen und sich “unsere Geschmäcker treffen”, würde sie mich mit der Bearbeitung der restlichen Fotos beauftragen.
Als gute alte Seele konnte ich natürlich nicht Nein sagen und übersandte ihr prompt das bearbeitete Foto. Die Moral von der Gesichte: Die nette Dame meldete sich trotz mehrmaliger Kontaktversuche meinerseits nie wieder und führt heute ein hoffentlich glückliches Leben mit ihrem kostenlos bearbeiteten Bild.

Leider sind wir schon am Ende der heutigen Geschichtsstunde angelangt. Falls du Lust auf einen zweiten Teil oder gar eine ähnliche Story für mich hast, lass es ich gerne wissen! Entweder via Instagram oder per Mail an photo@carmen-weidinger.com